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REIF FÜR DIE INSEL - Die Wikinger kommen!


Es begann vor über 50 Jahren: Ein amerikanischer Student mit Namen Alex Randolph erlebte im Chicago der Vierziger Jahre eine Zeit, in der plötzlich alle ein angeblich uraltes Wikingerspiel spielten. Es hieß "Tablut" und war eigentlich eher für Kinder als für Erwachsene geeignet. Der junge Randolph fand das Spiel nicht übermäßig gut, da seiner Meinung nach immer der Eröffnungsspieler einen Vorteil besaß, doch etwas faszinierte ihn daran: Die Art, wie Figuren gefangen genommen wurden, war merkwürdig: Rechts und links postierte sich je eine feindliche Figur, und der Gefangene in der Mitte konnte dann wie zwischen zwei Gendarmen einfach abgeführt werden.

Über drei Jahrzehnte mußten vergehen, bis aus dem einstigen Studenten Alex Randolph der wohl populärste Spielerfinder der Gegenwart wurde. Und die Faszination dieser Art des Spielsteinfangens reifte in ihm weiter, bis schließlich eine ganze Serie von Strategiespielen daraus entstand: Nach Castille in den späten sechziger Jahren, einem schönen abstrakten 2-Personenspiel mit Metallfiguren folgten Turnier, Blitz und Claim, welche zuletzt bereits kleine bewegliche Planteile besaßen und auf dem Spielemarkt zum Teil recht beachtliche Erfolge verzeichnen konnten. Doch der Höhepunkt dieser Entwicklung wurde erst jetzt erreicht: Das neue Spiel heißt "die Wikinger kommen" und ist ein Kind all dieser Vorläuferspiele. Alex Randolph bezeichnet es selbst derzeit als sein Lieblingsspiel.

Der Spielplan besteht aus mehreren Inselgebieten, welche die Wikinger zuerst friedlich besiedeln, dann jedoch im Kampf unter ihren vier Stämmen aufteilen. Anfangs setzen die Spieler reihum ihre eigenen Holzwikinger, die sich durch die Farbe voneinander unterscheiden. Danach werden gegenseitig je vier Figuren wieder entfernt. Hier fallen bereits die wichtigsten Entscheidungen: Denn ein Gebiet gilt als erobert, wenn sich kein fremder Wikinger mehr darauf befindet. Eroberte Gebiete werden mit einen liebevoll ausgeführten Holzturm in der jeweiligen Mannschaftsfarbe markiert. Nach dieser ersten Dezimierung der Mannschaft beginnt eine zweite Spielphase: Die Wikinger werden nun von ihren Spielern gezogen oder im Halmasprung waagrecht oder senkrecht mit dem Ziel über die Insel bewegt, möglichst viele Gegner zu fangen. Das Fangen geschieht dabei in der oben erwähnten Art: Man muß je eine seiner Figuren rechts und links des Gegners postieren und dann kann man ihn abführen, es reicht aber manchmal auch, den Gegner in Richtung Meer abzudrängen, denn dann schafft man die Gefangennahme mit einer Figur. Der Gefangene darf nur mehr einen einzigen weiteren Zug machen, danach erstarrt er zur Salzsäule, besser gesagt zu einem in die Wikingersage passendes adäquates Gegenstück dieser alttestamentarischen Darstellung. Auf alle Fälle ist er handlungsunfähig. Sogar Türme können verhaftet werden: Damit wechselt ein ganzen Gebiet seinen Besitzer. Jede Gefangennahme kann eigentlich leicht verhindert werden, denn wenn man eine zweite Figur direkt neben den gefährdeten Wikinger stellen kann, ist das Abführen durch zwei Feinde schon nicht mehr möglich. Doch man hat einfach nicht genug Figuren, um sich gleichzeitig verteidigen und angreifen zu können, sodaß das Ganze oft ein gefährliches Hasardspiel wird. Wenn ein Spieler mit seinen drei Türmen drei Gebiete besetzt hat, ist der Wikingerkampf zu Ende.

Schachexperten sind bei diesem Spiel eindeutig im Vorteil, denn eine ausgeklügelte Strategie bringt hier wirklich viel. Doch das sollte für weniger ambitionierte Spieler wahrlich kein Grund sein, sich abschrecken zu lassen: Denn dieses rundum gelungene und von Material her hervorragend ausgeführte Spiel garantiert mit Sicherheit auch spannende Runden, wenn man Fehler macht. Dies besonders auch deshalb, weil das auch den meisten Gegnern ständig passiert und man sich so im Können oft die Waage hält.

Die WIKINGER KOMMEN:

Titel

Die Wikinger kommen

Hersteller

ASS

Erfinder

Alex Randolph

Design

ASS

Spieldauer

30 - 60 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahre

Kategorie

Strategiespiel

Preis

ca. 600,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.